Bericht
07 Kunstreise21 Gruppe1

Foto: Katalin Deér

Die Kunstreise ins Engadin war erfreuli­cherweise – trotz der unsicheren Reisebedingungen – so beliebt, dass aufgrund der überwältigenden Anmeldungen eine zweite Reise angehängt wurde. So kam es, dass insgesamt 29 Personen vom 2. bis 4. September 2021 und 20 Personen vom 8. bis 10. September 2021 ins Unterengadin nach Zuoz, Tarasp, Sent, Madulain, Susch, Nairs und Scuol reisten. Auch wenn bei beiden Reisen im Grundsatz ein ähnliches Pro­gramm angeboten wurde, variierten die vielzähligen und einzigartigen Begeg­nungen dennoch.

Überraschungsbegegnung im Hotel Castell

Irene und Martin Müller, Direktion des Hotel Castell in Zuoz, sorgten bestens für die Reisenden – mit wunderbaren Speisen und spannenden Geschichten zu Hotel und Dorf. Das Castell bot den uner­müdlichen Kunstinteressierten mit seiner Sammlung, verteilt in allen Etagen, der Roten Bar von Pipilotti Rist (*1962) und seinen vielen Ausseninstallationen wie dem Skyspace Piz Uter von James Turrell (*1943) Tag und Nacht ein vielfältiges Kunsterlebnis.

An der ersten Kunstreise – gleich nach der Ankunft – begegnete die Reise­gruppe überraschenderweise einer St.Galler Künstlerin in der Hotellobby: Katalin Deér (*1965). Die Künstlerin war wegen eines Projekts im Hotel einquar­tiert – und stellte sich am Abreisetag für die Ablichtung dieses einmaligen Fotos der ersten Reisegruppe zur Verfügung.

Vom Stall zur Galerie – Architektur im Unterengadin

Die beiden Architekten Hansjörg Ruch, Ruch & Partner Architekten, und Chasper Schmidlin, Schmidlin Architekten, haben uns während einer Führung Einblick in unterschiedliche Bauten gegeben. Die Chesa Madalena, ein ehemaliges Bau­ernhaus in der sich die Galerie Tschudi befindet, wurde 2002 von Hansjörg Ruch renoviert. Der Kern des Hauses, ein mächtiger Turm aus dem Jahr 1305, wurde freigelegt und ist heute auf allen Etagen sichtbar. Die Architekturführung mit Chasper Schmidlin begann in der Stalla Madulain, einem ehemaligen Enga­diner Stall, der von Schmidlin renoviert wurde und von ihm, zusammen mit seinem Geschäftspartner Gian Appenzeller, als Kunstgalerie geführt wird. Im Anschluss zeigte der Architekt der Reisegruppe das Muzeum Susch, ein ehemaliges mit­telalterliches Kloster, das Schmidlin gemeinsam mit Architekt Lukas Voellmy zwischen 2015 und 2018 renovierte.

Galerienbesuch in Zuoz und Museumsbesuch in Susch

Die Galeristin Elsbeth Bisig gab Einblick in die Geschichte der Galerie Tschudi und präsentierte den Reisenden die aktu­ellen Ausstellungen: Andrea Büttner – Triebe, Callum Innes und Works by Kemang Wa Lehulere. Die Galerie wurde 1985 von Ruedi Tschudi in Glarus gegründet. Die zweite Liegenschaft in Zuoz ist seit 2005 der Hauptsitz der Galerie Tschudi.

Nur wenige Meter entfernt befindet sich die Galerie Monica De Cardenas in der Chesa Albertini. Die gleichnamige Galeristin gab Einblick in die Ausstellung Vento Forte des jungen italienischen Künstlers Federico Tosi (*1988), bestehend aus einer Serie von fragilen Terracotta­ Skulpturen.

Das Muzeum Susch wurde von der polnischen Unternehmerin, Kunstsamm­lerin und Mäzenin Grażyna Kulczyk ge­gründet und 2019 eröffnet. Anke Kempes, Direktorin des Instituto Susch, führte die Teilnehmenden durch die Ausstellung The Measuring of Time, die erste umfas­sende Retrospektive der 2017 verstorbenen Künstlerin Laura Grisi, und die perma­nenten Installationen – unter anderen von Sara Masüger (*1978), Not Vital (*1948) und Heidi Bucher (1926–1993).

Schloss Tarasp und Parkin Sent

Seit 2016 ist das Schloss im Besitz des Senter Künstlers Not Vital und – in Vereinbarung mit der Gemeinde Scuol – für die Öffentlichkeit zugänglich. In und um das Schloss sind eine beachtliche Sammlung mit Werken von zeitgenössi­schen Kunstschaffenden und die Werke des Künstlers selbst zu sehen – unter ande­rem ein House to watch the sunset, das der Künstler am 13. Juli 2018 feierlich ein­weihte und bereits in Agadez, Niger sowie in Amazonas, Brasilien, erbauen liess. Die Kunsthistorikerin Giorgia von Albertini und Not Vital führten die Reisenden durch den Parkin Sent, den der Künstler mit seinem Bruder Duri Vital ab 1998 instand setzte. Mit dem Parkin begründete Not Vital SCARCH – eine Werkgruppe, in welcher er Skulptur und Architektur vereint. Die Begehung des Parks ist sehr abenteuerlich: unter ande­rem durchqueren Mutige in schwindliger Höhe das Tal auf Eselsköpfen, mitten in der Wiese lässt der Künstler per Knopf­druck ein Haus aus dem Boden erschei­nen, sogar die Besichtigung eines hohen Holzturms wird zur haarigen Angele­genheit.

Vom Badehaus zum Kunstzentrum

Cornelia Schwab, Co­-Direktorin, machte mit den Reisenden eine Tour durch das Gelände der Fundaziun Nairs, die seit 2005 als Kulturzentrum – bestehend aus Künstlerinnenhaus, Kunsthalle und Kulturlabor – fungiert. Zudem führte die Gastkuratorin Sabine Rusterholz Petko durch die Gruppenausstellung It is not the End of the World. Auch standen die beiden gastierenden Künstler Daniel Steiner (*1986) und Sagar Shiriskar (*1988) Rede und Antwort zu ihrem aktuellen Schaffen und ihrer Residency in Nairs.

Bericht: Gloria Weiss, Kommunikationsleiterin Kunstverein und Kunstmuseum St.Gallen, Kunstreiseleiterin

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Fotostrecke: Gloria Weiss

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